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Mit kleinen Fischen kann Man(n) auch gewinnen … eine Urlaubsgeschichte …

Veröffentlicht am ,
von Sven Storm

in diesem Sommer hatte, ich (Sven - Euer Webmaster) ein ganz besonderes Urlaubserlebnis. Einige Jahre schon - verbringe ich mit meiner Familie den Sommerurlaub in Kaschubien (Pommern/Polen) bei unserem Freund und Gastgeber Jan.

Am dortigen 330 ha großen Ostrzyckie See verbringe ich viel Zeit der Angelfischerei zu fröhnen. Diesen Sommer begleitete uns auch mal wieder mein Freund und Vereinskollege Herbert Ronis. Mein “alter Jan” (92 Jahre) liegt mir nun schon einige Jahre in den Ohren, ich solle doch mal am - jeweils vorletzten Augustwochenende stattfindenden - Fischereiwettbewerb teilnehmen. Da es dieses Jahr “terminlich” passte, wurden Herbert und ich von Jan - einfach angemeldet.

Nun galt - Kneifen, gibt’s nicht!

Am 22. August, 7:00 Uhr fuhren wir dann, mit Jan und seinem Sohn Zdzichu, der auch am Wettbewerb teilnahm, zur Registrierung in das 5 Autominuten entfernte Ostrzyce. Schon bei der Ankunft dort - wurde für mich - offensichtlich, dass diese Veranstaltung wohl einen “etwas größeren” Stellenwert unter der polnischen Anglerschaft genießt, als wir es erwartet hatten. Etwa 150 Angler aus ganz Polen waren zur Registrierung angereist und … - zwei Thüringer. Da Jan uns schon im Vorfeld “groß” beim Veranstalter angekündigt hatte, wurden wir herzlich und persönlich vom Direktor der Firma “Radbur”, dem Fischereibetreiber - von 10 großen Seen in Pommern,- mit den Worten - “alles klar? … und Willkommen!” - begrüßt. Jan, der hervorragend deutsch spricht, dolmetschte und uns wurden die “Spielregeln” erläutert. Der Wettbewerb wurde in den folgenden Kategorien ausgelobt:

zusätzlich waren ausgelobt …

Wir … Herbert, Zdzichu und ich - meldeten uns für die Kategorie “Spinning vom Boot”. Wir erfuhren, dass es in dieser Kategorie wohl ca. 30 Teilnehmer sein werden und zweifelten schon jetzt - angesichts der mit “überlegenen” Equipment (Sonar und super Angelbooten) angereisten Mitstreiter - an der Richtigkeit unserer Entscheidung. Aber wie schon gesagt … - Kneifen gibt’s nicht - … nun nicht mehr!

Um 8:00 Uhr fiel der Startschuss (im wörtlichen Sinne - aus der Pistole …) , und wir fuhren mit dem Auto zurück zu unserer “Basis” nach Haska (dort wohnt Jan - direkt am See) und dann …, schnell … ab… in die am Vorabend vorbereiteten Boote! Es lagen nun 4 Stunden und eine Bootsfahrstrecke von ca. 10 km vor uns, die es von uns zu nutzen galt.
Das Wetter war nun “heuer” nicht so “Raubfisch erfolgsversprechend”! Sonne …, ca. 30 Grad und spiegelglatter See - Nun ja, dass hatten aber nun alle anderen unserer Mitstreiter auch …

Wir drei, verloren uns schnell aus den Augen und warfen und schleppten unsere Gummifische und Blinker - wie die Weltmeister. Ich, war nun mittlerweile fast 3 Stunden unterwegs und? … und? - nichts! …überhaupt gar nichts! - nicht einmal ein Zupfer. Eine Welle auf dem Wasser wäre wohl eine Abwechslung gewesen! Was wohl mein Mitstreiter und Vereinskollege Herbert machte … ? Herbert im fast 50ig-jährigen Rettungsboot der polnischen Volksmarine, fest sitzend - auf dem Plastikgartenstuhl - Made in China - aber dennoch, mit neuestem Modell eines Elektrobootsmotor ausgestattet - sah ich ein paar Minuten später, unser Ziel war auch schon in Sichtweite - auf dem See wieder… Kopfschüttelnd signalisierte er mir das meinige, also ein analoges und negatives Ergebnis. Erneut verloren wir uns auf dem großen See aus den Augen …

Peinlich - dachte ich mir. Am Besten gar nicht zum Ziel fahren und ab nach Haska, ging mir durch den Kopf. Ich wünschte mir, die letzte Stunde sei schon vorbei. Auch wohl aus dem Grund, dass sich der von mir aufgebrauchte Mineralwasservorrat als “dringendes Bedürfnis” einstellte. Ich legte meine Spinnrute ins Boot und hielt nun Ausschau nach einer geeigneten Stelle um am Ufer “Abhilfe” zu schaffen. Gesucht und gefunden, schnell an Land und zurück ins Boot…

Etwa 10 m vom Ufer entfernt, warf ich “lustlos” die Rute wieder in Richtung meiner “Verrichtungsstelle” aus. Oh, was war das? Ich spürte einen Biss und Widerstand, der einen nicht allzu großen Fisch vermuten ließ. Die Vermutung wurde zur Gewissheit. Kurze Zeit später landete ich einen Hecht (poln. Szczupak) von ca. 50 cm und einem Gewicht von 640g. Nicht doch - dachte ich… und dann… na ja …. wenigstens nicht ganz erfolglos.

Anschließend, fuhr ich direkt zu meinem Ziel nach Ostrzyce, da das Ende des Wettbewerbs nun nahte. Am Badestrand, warteten meine Frau und Jan schon auf uns drei….

Zdzichu, hatte einige ordentliche Barsche gefangen … Herbert - schüttelte zwar immer noch den Kopf, berichtete aber von einem gefangenen Miniaturszczupak, den er waidgerecht in die Weite des Sees entlassen hatte. Wie sich später herausstellen wird, schüttelten wohl einige unserer Mitstreiter an diesem Tage mit dem Selbigen…

Der Festplatz war mittlerweile gut mit Gästen gefüllt, der Grill war mit Würstchen bestückt, einige Stände zwischenzeitlich aufgebaut, Musik spielte, kurzum - es herrschte Volksfeststimmung. Zudem war das polnische Fernsehen “TVP” und die Presse präsent. Dies bestärkte meinen am Morgen zur Registrierung erhaltenen Eindruck, dass dies hier wohl ein besonderes Event ist.
Zdzichu und ich reihten uns in der Schlange der Angler ein um unseren “bescheidenen” Fang vermessen und wiegen zu lassen. Merkwürdig, empfand ich das Interesse des Pressefotografen der “Baltyki” (so was wie die Thüringer Allgemeine) für meinen kleinen “Szczupak”, der nun fortan von allen fotografiert wurde und dadurch für die Allgemeinheit offensichtlich an Interesse gewann. Und zu guter Letzt, beim Vermessen durch den hauptberuflichen Ichthyologen von Radbur - auch noch unnötigerweise (meine Empfindung) in die Fernsehkamera des polnischen Fernsehens TVP gehalten wurde…

Danach verschwand mein Hecht, wie alle anderen geangelten Fische (Barsche, Brassen, Plötzen, Rotaugen, Güster und Uckeleien) in einer der bereitstehenden Plastikbehälter um später für einen guten Zweck (eine Spende für ein Kinderheim) vom Berufsfischer des Sees verkauft zu werden. An diesem Tag wurden insgesamt ca. 40 kg Fisch gefangen. Wenn jemand glaubt, auch nur einer der zum Teil bei uns als Nahrungsmittel “verschmähten” Fische, wäre nicht verwertet worden - irrt gewaltig!

Wir mischten uns unter das Volk und probierten die angebotenen Speisen, wie Fischsuppe, Fischklopse und … na ja, sagen wir mal - Bratwurst. Ein Piwo haben wir uns natürlich auch gegönnt. Während dessen, wurde Jan immer unruhiger. Er versuchte mir klar zu machen, dass wohl kein weiterer Hecht gefangen wurde. Somit - so sagte er, wäre ich ein aussichtsreicher Kandidat für den “Hecht Cup”. Ich lächelte Jan mit wohl einem wehleidigen Blick zu und sagte - “das glaubst du wohl selbst nicht” - oder? Nicht mit dem kleinen Hecht!

Zwischenzeitlich, wurden vom Fernsehmoderator des TVP die Ehrengäste vorgestellt, die die Siegerehrung vornehmen werden. Erstaunlich und in Deutschland kaum vorstellbar - der polnische Landwirtschaftsminister, der Ministerpräsident von Pommern, diverse Landräte und Bürgermeister - waren anwesend. “Bemerkenswert”, dass sich Politiker wohl hier gerne mit “Anglern” zeigen - oder? Fazit für mich war… Angler haben in Polen wohl eine starke Lobby - und Politiker wissen hier offenbar - Angler sind auch Wähler…
Umrahmt war das ganze mit kaschubischer Volksmusik, die mir fast vermittelt hätte, in Bayern zu sein … - wenn ich es nicht besser gewusst hätte. Selbst die “Alphornbläser”, die jetzt die nahende Auswertung des Wettbewerbs mit lautstarken Tönen ankündigten, bestärkten diesen Eindruck um so mehr.

Nun folgten die Siegerehrungen, beginnend mit den “Kids” und dann, in der Reihenfolge der Auslobung (siehe oben). Herbert war immer noch damit beschäftigt, sich durch die angebotenen Speisen zu “testen” bemerkte kauend … - Fischklopse zu Hause auch mal machen zu wollen - die sind ja Spitze! Jan nervte mich andauernd - nun durch permanente Ellenbogenstöße in meine Seite…
Die Fanfaren (Alphornbläser) kündigten nun die Verleihung des “Hecht Cup`s” an. Mit meinem begrenzten Polnisch (immerhin beherrsche ich einige Worte), vernahm ich mit Hilfe der Simultanübersetzung von Jan …
Der Preis für den “größten Hecht” - geht nicht nach Kaschubien, nicht nach Pommern, nicht nach Polen - sondern nach - Thüringen - EU - Deutschland, an Sven Storm - vom SAV Barchfeld - … Ich muss euch verraten … der Pokal war wohl 4x schwerer als mein Hecht!

Nun, in der Gesamtwertung “Spinning vom Boot” wurde ich mit meinem Fang auch noch Dritter. Unser Teamkollege Zdzichu gewann die Gesamtwertung auch dieses Jahr und kann nun das dritte Mountainbike - seine Eigen nennen. Zudem gewann er den Pokal “größter Barsch”.
In Summe also gingen 4 Pokale, das Bergfahrrad (so übersetzt Jan das Mountainbike) und diverse Präsente nach Haska.
Zum Wettbewerb 2016, muss ich wohl nun auch antreten … Ob Herbert wohl wieder mitkommt?

Mit kleinen Fischen kann Man(n) auch gewinnen … :-)
hier die Bilder:

und der Link Fernsehbericht vom TVP - Panorama “Media 2015”.

Autor: Sven Storm